Angst jemanden / etwas zu verlieren

Verlieren ist immer so eine Sache … Das Wort an sich hat schon mehrere Bedeutungen.

  1. etwas wird verloren –> es geht abhanden gegen den eigenen Willen oder ausversehen
  2. ein Spiel oder ähnliches wird verloren und nicht gewonnen
  3. etwas oder jemanden aufgeben müssen
  4. jemand verschwindet
  5. verloren sein –> dem Untergang entgegen gehen

Allen Bedeutungen ist gemein, dass das Verlieren nicht immer unbedingt freiwillig ist. Wir möchten dran festhalten oder bemerken den Verlust gar nicht erst. Die Menschheit ist bequem und möchte den Status Quo nicht aufgeben, möchte Geliebtes behalten und es recht einfach haben. Ich kann mich da nicht ausnehmen. Wenn wir dann etwas oder jemanden verlieren, steht die Welt kopf.

Für mich war es ein Schock meine Mom zu verlieren. In der Trauer merke ich, dass nicht das Verlieren das Schlimmste ist, sondern das Loslassen. Ich wollte es lange nicht wahrhaben, habe versucht mein Leben zu leben ohne über ihren Tod nachzudenken und ersticke fast an der Trauer. Denn ich habe Angst loszulassen.

Warum? Ich muss mich der Trauer stellen, den anderen Gefühlen ihr gegenüber und der Angst, sie ganz zu verlieren. Ganz rational gesehen, ist das Irrsinn. Zumal sie weg ist, ich bekomme sie nicht zurück. Ich kann es nicht ungeschehen machen und dennoch die Angst ist da. Auch wenn ich weiß, dass sie in mir, meinen Schwestern und meinen Tanten weiterlebt. Sie ist somit eigentlich gar nicht wirklich weg, nur eben nicht greifbar.

Die Gefühle ihr gegenüber sind sehr real und wirbeln mich auf. Ich vermisse sie unendlich. In solchen Momenten fühl ich mich schwach. Zu wissen, dass ich sie ab und an brauchen würde, es nicht „alleine“ schaffe, sorgt dafür. Auch das ist quatsch. Denn ich bin zum einen nicht alleine und man muss nicht alles alleine schaffen. Ab und zu ist es eher eine Ohnmacht und keine Schwäche, weil eben ihre Tröstenden Worte, Hände etc. fehlen.

Wut und Unverständnis kommen auch hinzu. Sie war ihrer Sucht unterlegen keine Frage. Doch fehlt mir das Verständnis dafür sich, sein Leben und seine Familie damit so sehr aufzugeben, dass nur noch die Befriedigung der Sucht im Vordergrund steht. Wut darüber, dass sie für meine kleine Schwester nicht so da sein konnte, wie für mich. Viele Fragen bleiben offen, weil ich sie ihr nicht stellen kann.

Doch eins merke ich, ich mehr ich mit mit meiner Trauer und dem Loslassen beschäftige, desto besser geht es mir. Desto mehr Steine fallen vom Herzen. Eben oft nur kieselweise und nicht in einem Brocken, aber es geht voran.

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